Ein historischer Ueberblick

Schaffhausen, die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, ist als einzige Schweizerstadt ganz auf der rechten Seite des Rheins erbaut. Ihre Umgebung ist eines der ältesten besiedelten Gebiete der Schweiz (Höhlenbewohner im Kesslerloch und Schweizersbild; das staedtische Museum zu Allerheiligen birgt wertvolle Funde aus der Steinzeit).
Die Ansiedlung bestand schon vor dem Jahre 1000, erhielt am 10. Juli 1045 das Münzrecht und galt dadurch als Stadt. Graf Eberhard von Nellenburg gründete 1049 das Kloster Allerheiligen.
Der Name dürfte von scaf = Schaf herruehren (Schafbock im Wappen), ist aber nicht erwiesen. Andere Deutungen von Scapha = Schiff, da hier die Waren, die rheinabwärts fuhren, umgeladen wurden, oder scaft = Rohr (Hausen im Röhricht) und scafo (Vorname), sind ebenfalls möglich.
1454 schloß Schaffhausen ein erstes Bündnis mit den Eidgenossen, bei denen die Bürger Schutz suchten vor den erneuten Herrschaftsgelüsten der Habsburger. Diesen mußten die Schaffhauser 1330-1415 ihre Steuern entrichten und Heerfolge leisten.
1501 wurde die seit Beginn des 15. Jahrhunderts durch eine Zunftverfassung regierte Stadt endgültig in den Bund aufgenommen, nachdem sie als 12. Ort während des Schwabenkrieges als nördliches Ausfallstor für die Feldzuege in den Klettgau benutzt wurde.
Die Altstadt hat mit ihren erkerreichen Patrizierhäusern, vorwiegend aus dem
16. bis 18. Jahrhundert, ein mittelalterliches Gepräge. Aus dem Mittelalter sind speziell die Kirchen zu erwähnen. Von der ehemaligen Befestigung sind der Munot, verschiedene Tuerme und Teile der Stadtmauer erhalten.
Einen unersetzlichen Verlust erlitt Schaffhausen durch einen irrtümlichen Bombenangriff amerikanischer Flieger am 1. April 1944. 40 Menschen fanden den Tod und wertvolle Gemälde von Tobias Stimmer wurden zerstört. Die getroffenen Gebaeude sind wieder erstellt.
Ein Rundgang durch die Albstadt ist ein Genuß. Die Namen der Straßen und Plätze weisen fast alle auf ihre frühere Bedeutung hin. Auf dem «Fronwagplatz» steht der Metzgerbrunnen (vierröhriger Brunnen) mit dem Standbild eines Landsknechtes, nördlich der Mohrenbrunnen, das Standbild stellt Kaspar, den jüngsten der heiligen drei Könige dar. Beide Figuren werden Aug. Henkel zugeschrieben, die Originale (ca. 1524 und 1520) befinden sich im Museum. Auf dem «Herrenacker», dem mittelalterlichen Turnierplatz, steht das im Jahre 1956 neu eroeffnete Stadttheater (Imthurneum), ehemals eine Stiftung von J. C. Im Thurn. Lange Zeit war das alte Kornhaus (Markthalle) das höchste Haus Schaffhausens.
An der Beckenstube (schöner Blick auf den Munot) rechts das Regierungsgebäude, ursprünglich Zeughaus, Renaissancebau aus dem 17. Jahrhundert, mit schönem Portal, innen vollständiy renoviert.
Das Münster, eine romanische Säulenbasilika der Hirsauer Bauschule, mit flacher Holzdecke, geweiht 1103 oder 1104, war die Kirche des Benediktinerklosters Allerheiligen und ist heute evangelische Stadtkirche. Freskenreste aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Das Schaffhauser Muenster gilt als eine der schönsten romanischen Kirchen nördlich der Alpen, ihre Raumaufteilung hinterläßt einen nachhaltigen Eindruck. Restauration von 1950-1958, wobei neu geschaffen wurden: Die Broncetüre von Charles Obto Baenninger, Zuerich, der Teppich an der östlichen Chorwand von Frau Lissy Funk, Zuerich und die drei farbigen Glasfenster, oberhalb des Bildteppichs, von Carl Rösch, Dießenhofen.
Das ehemalige Kloster bildet heute als Heimatmuseum zu Allerheiligen eine Zierde der Stadt. Aus dem reichen Ausstellungsmaterial seien herausgegriffen: die Funde der beiden weltbekannten Rastplaäze aus der Zeit der Rentier-Jäger, Keßlerloch und Schweizersbild; romanische Skulpturen, vor allem das Stiftergrab des Eberhard von Nellenburg; Handschriften des 8. bis 15. Jahrhunderts und Inkunabeln (Frühdrucke). In der Schatzkammer steht der berühmte Onyx, mit der Darstellung der Pax, eine Gemme in reicher Gold- und Edelsteinfassung des 13. Jahrhunderts. Prächtige historische Zimmer aus Zunft- und Bürgerhäusern der Stadt und Landschaft Schaffhausen. Stimmungsvoller Konventsaal aus der Klosterzeit. In der angegliederten Kunstsammlung sind nebst den Wechselausstellungen die alten Gemälde und die moderne Sammlung vor allem der Schaffhauser Künstler besuchenswert.
Der Kreuzgang, frei zugänglich, mit dem einzigartigen Kräutergarten (früher Junkernfriedhof, daher Grabmäler) ist einer der grössten in der Schweiz und zu zwei Teilen in romanischem Stil erbaut. An den Wänden, speziell im Nordflügel, die künstlerisch wie historisch bedeutsamen Epitaphien. Im östlichen Teil gelangt man zur 1486 gegossenen Schillerglocke. Ihre Inschrift «Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango» («Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich») hat Schiller als Motto für sein «Lied von der Glocke» verwendet. Daneben die St. Annakapelle aus dem 15. Jahrhundert und der mittelalterliche Heil- und Gewürzkräutergarten, der an ursprünglicher Stelle nach alten Kräuterbüchern wieder rekonstruiert wurde.
An die Unterstadt anschließend die am Rheinuferweg gelegene Landungsstelle der Motorschiffe nach dem Untersee bis Konstanz.
Weiter rheinaufwaerts eine Promenade, das «Lindli», die an Sommerabenden regen Besuch aufweist und jetzt bis zur Enklave Büsingen führt.
Am «Fischmarkt» (jetzt Vordergasse) die 1295 erstmals sicher bezeugte Leut- oder Pfarrkirche St. Johann, 1515-17 in gotischem Stil zu einer großen 5 schiffigen Kirche erweitert, die beiden Seitenschiffe mit kunstgewerblich wertvollem Schmuck. Dem trotzigen Turm, zugleich Kirch- und Wachtturm, schon 1349 erwähnt, mit Zinnen gekrönt, wurde erst später ein Zeltdach aufgesetzt.
Die Vordergasse aufwärts, links das «Haus zum Ritter», berühmt durch seine
Renaissancefassade mit den Stimmerfresken (um 1570 gemalt). Um die Originale, denen der Zerfall drohte, zu erhalten, wurden sie abgelöst und sind nun im Museum ausgestellt. 1940 sind die Fresken durch Kunstmaler Carl Rösch in getreuer Wiedergabe erneuert worden.
Weiter oben das alte Rathaus, 1412, Innenausbau später; prachtvoller Saal, Ratslaube mit reich kassettierter Decke und dem Renaissanceportal des Ratssaales mit Täfer von 1624; nebenan Ratsstube in der Originalausführung aus dem 15. Jahrhundert.
In der Vorstadt Nr. 17 und 43/45 die bemalten Häuser zum «goldenen Ochsen» und zum «Käfig». Verborgen, mit keiner größeren Straße verbunden, liegt der «Platz» mit schönem Brunnen.
Als Abschluß der Schwabentorturm (nördliches Tor), Turmschaft vermutlich 1370. Das charakteristische Mansardendach mit viereckiger Laterne brannte im Jahre 1932 ab und wurde durch ein Zeltdach ersetzt. Bei den Zifferblättern Freskomalerei von Carl Rösch.
Beim Obertorturm, 1723 erstmals erwähnt, früher Wohnturm des Rittergeschlechtes der «Fridbolte», sieht man noch Teile der Stadtmauer. Gegenüber befindet sich seit 1952 das Denkmal von Johann Conrad Fischer (1773-1854), Gruender der Stahlwerke im Mühlental und erster Stadtpräsident von Schaffhausen. Südwestlich davon liegt die Fäsenstaubpromenande mit dem Denkmal des Schaffhauser Historikers Joh. v. Müller und dem «Franzosendenkmal», das von der französischen Regierung der Stadt Schaffhausen geschenkt wurde als Dank für die Evakuiertentransporte während des 1. Weltkrieges. Schöner Blick auf den Rhein und bei klarem Wetter auf die Alpen.
Auf dem Emmersberg der Munot, ursprünglich Unot. Schon im Mittelalter hatte an seiner Stelle eine kleine Befestigung, der «Zwingolf», gestanden, seit Ende des 14. Jahrhunderts durch Mauern mit der Stadt verbunden. Seine heutige Gestalt erhielt er 1563-1585, eine Zitadelle mit Kasematten und schöner freier Zinne mit prachtvoller Rundsicht auf Stadt und Rhein. Heute werden auf der Zinne während der Sommermonate vom Munotverein Jugend- und Tanzanlässe veranstaltet.